EEG-Neurofeedback-Training


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Fallbericht

Artikel über Gehirntraining mit Neurofeedback

Die Symphonie

Für den acht jährigen Jungen Jake verschwand die äußere Welt während er ruhig in einem abgedunkelten Zimmer saß und sehr aufmerksam einen Computerbildschirm betrachtete wo ein gelber Pac-Man Punkte auffraß während er sich über den hellblauen Hintergrund bewegte. Ein leiser sanfter Piepston ist das einzige Geräusch. Jake verwendet keinen Joystick oder Mouse um die Figur zu steuern. Stattdessen ist ein dünner Draht mit einem Cent Stück großen vergoldeten Sensor mit einer Leitpaste an seiner Kopfhaut befestigt. Der Sensor registriert die Gehirnwellen des Jungen. Während er seine Gehirnwellen verändert indem er sich entspannt oder tief atmet oder dem Spiel mehr Aufmerksamkeit schenkt, kann er die Geschwindigkeit des fressenden Monsters steuern.

Dies ist für den Jungen mehr als ein Spiel. Jake wurde in einer Krisensituation geboren, über drei Monate vor seinem Geburtstermin, im Juli 1990, und wog etwas mehr als 500 Gramm. Er brauchte Chirurgie am offenen Herzen als er drei Tage alt war und verbrachte die ersten zwei Monate seines Lebens in der Intensivpflege für Säuglinge. Er überlebte, aber mit ernsthaften Gehirnschäden. Die schwersten Symptome zeigten sich mit vier Jahren als er eines Abends mit schäumendem Mund und unfähig zu Sprechen in das Zimmer seiner Eltern ging. Er bekam einen Grand Mal Anfall und fiel bewusstlos zu Boden. Danach kamen die Anfälle häufiger, in der Regel nachts als er am einschlafen war. Medikamente gegen die Anfälle nahmen etwas von ihrer Heftigkeit, konnten sie aber nicht komplett verhindern. Seine Eltern, Ray und Lisa, hatten immer einen gepackten Koffer bereit für die häufigen Besuche in der Notaufnahme, wo das schmächtige Kind Valium Spritzen erhielt um die Anfälle zu stoppen. Er hatte auch kleinere Abwesenheitsanfälle, oder Petit Mals über den ganzen Tag verteilt, wobei sein Verstand sich abmeldete und er für fünf oder zehn Sekunden weder hören noch sprechen konnte. Er wurde mit einem Sprachfehler diagnostiziert, der seine grobmotorischen Fähigkeiten beeinträchtigte. Selbst mit sieben Jahren, als wir ihn kennen lernten, hatte er noch nicht gelernt seine Schuhe zu binden, seinen Hosenreißverschluss zu schließen oder sein Hemd zu knöpfen. Seine Lerndefizite waren sehr vielzählig und enthielten mitunter Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität. Er hatte Sprachprobleme und knirschte ständig mit den Zähnen. Er schlief sehr unruhig und wachte oft zehn Mal oder mehr in der Nacht auf. Trotz all dieser Probleme war in Jake ein kleiner aufgeweckter Junge mit einem wunderbaren, wenn auch eigenen Sinn für Humor.

Im Alter von fünf Jahren begann Jake zwei sehr starke Antiepilepsie Medikamente einzunehmen. Beide sind Depressiva, beide unterdrücken Anfälle und beide haben ernsthafte Nebenwirkungen. Der Junge erschien benebelt und oft müde. "Wir hatten das Gefühl Jake war dabei seine Persönlichkeit zu verlieren," erzählte mir Lisa. "Er war immer abwesend".

Ich kenne Jakes Familie seit er geboren wurde. Die unglaubliche Geschichte seiner Geburt machte ihn ein wenig zu einer Berühmtheit in unserer kleinen Stadt Helena, in Montana. Eine örtliche Versicherungsfirma hing sein Bild an Plakatwände mit der Aufschrift "Baby Jake wird für Managed Care (Versicherungsfirma) Montana immer etwas besonderes sein", und sprachen davon wie ihre Firma fast sämtliche Behandlungskosten in Höhe von etwa $ 350.000 übernommen hatten. Bei einem Schreibauftrag in Santa Fe über verschiedene Technologien, die die Funktion des Gehirns verbessern sollen, hörte ich über Neurofeedback und über die Tatsache, dass einer seiner effektivsten und erfolgreichsten Verwendungen gegen Epilepsie war.

Bei einer Weihnachtsfeier erwähnte ich dieses gegenüber den Eltern von Jake, die sehr daran interessiert waren Alternativen zu den Drogen zu finden. Sie recherchierten die Therapie im Internet, machten mehrere Besuchstermine innerhalb einer Woche und fuhren über 400 km zum nächsten Zentrum für Neurofeedback in Jackson, Wyoming. Sie verwandelten den Besuch in einen Urlaub, schwammen im Pool des Hotels, wanderten in den Bergen, machten Tierbeobachtungen im Tierpark und nahmen Jake zum örtlichen EEG Trainingszentrum für zwei einstündige "Gehirntraining" Sitzungen pro Tag auf dem Computerisierten EEG Biofeedbackgerät.

Jakes Gehirn hatte Stellen wo die elektrische Aktivität nicht so stabil war wie sie es sein sollte. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die elektrischen Signale des Gehirns sich verändern können, und dass man lernen kann wie man sie verändern kann. Neurofeedback hilft lediglich dem Klienten eine spezifische Gehirnwellenfrequenz zu erfahren und hilft ihm diese Erfahrung beizubehalten. Das Gehirn macht den Rest. Ein EEG-Trainer hat die Software so eingestellt, dass wenn Jake diese schwer zu erreichende Frequenzen erreicht, der Pack-Man wie verrückt Punkte auffrisst und piepst. Wenn er nicht in diesem Frequenzbereiche ist, hört der Pac-Man zu fressen auf und wird schwarz. Jake weiß überhaupt nichts über Gehirnwellen oder EEG, er weiß nur, dass sein Pac-Man frisst und piepst wenn er am gewinnen ist, und er hat jetzt gelernt sein Gehirn anders einzustellen damit er das Spiel gewinnen kann. Es war sehr leicht für ihn und er hat es bereits innerhalb einer Sitzung gelernt. Während er mehr Zeit in diesen Frequenzen verbringt, die sein Gehirn vorher nicht produzieren konnte, lernt sein Gehirn diese Frequenzen von selber nach Bedarf zu produzieren. Die Übungen machen das Gehirn stabiler.

Es dauerte nicht lange bis sich Veränderungen bei Jake einstellten. "Innerhalb von zwei Sitzungen war das Zähneknirschen verschwunden," berichtete mir Lisa als sie von Jackson zurückkamen. "Die Schlafprobleme waren sofort beseitigt." Als sie mehr Sitzungen machten wurde Jake ruhiger und zentrierter. "Wir konnten im Auto auf dem Rückweg für ziemlich lange ein Gespräch führen. Das war das erste Mal, dass wir ein längeres Gespräch mit ihm führen konnten. Seine Feinmotorik verbesserte sich und er wollte Papier schnipseln und malen und seinen Reißverschluss schließen und Knöpfe knöpfen. Er konnte vorher all dieses nicht machen," fuhr Lisa fort. Ohne dass sie darauf hingewiesen wurden, bemerkten Freunde und Familie, dass er ruhiger und zentrierter erschien. Später wiederholten Jakes Eltern für eine Woche das Training. Wieder bemerkten sie dramatische Verbesserungen. Jake besuchte seinen Kinderneurologen, der von Anfang an sehr skeptisch gewesen war, obwohl er letztlich seine Zustimmung zum Training gegeben hatte. Er untersuchte den Jungen für zwanzig Minuten alleine. Als er fertig war, sagte er Lisa und Ray, dass die Behandlung tatsächlich effektiv war. "Jake schien mehr fokussiert zu sein" sagte mir Dr. Don Wight später. Er konnte bewusst Dinge tun, die er vor dem Training nicht tun konnte. Es gab eine qualitative und quantitative Verbesserung in seiner Funktionsweise, die sehr echt war."

Jakes Eltern kauften eines der $ 10.000 teuren Neurofeedbackgeräte für das Training zuhause und machten es auch in ihrer Gemeinde verfügbar. Dr. Wight wurde ausgebildet in der Methode und machte es in seiner Praxis verfügbar. Jake hat regelmäßige Sitzungen mit seiner örtlichen Neurofeedback Trainerin Bernadette Pedersen und macht weitere Fortschritte. 1999 erhielt er eine 3 Jahresauswertung für sein individualisiertes Ausbildungsprogramm im öffentlichen Schulsystem. "Er hat einige phänomenale Erfolge erzielt," erzählte seine Mutter. "Er war ein Leseanfänger als er in die zweite Klasse kam und nach einem Jahr regelmäßigen Trainings las er wie ein Viertklässler. Einer seiner Lehrer nannte Jakes Verbesserungen explosiv und ich denke sie waren es."

Wäre Jake zwanzig Jahre früher geboren, hätte er mit seinen Probleme leben müssen. Aber im letzten Jahrzehnt hat diese Behandlung, die unter den Namen Neurofeedback, Neurotherapie, oder EEG Biofeedback bekannt ist, die Prognose für Jake und tausende anderer drastisch verbessert. Es wird nicht nur für Epilepsie und Lernschwierigkeiten eingesetzt, sondern auch für eine lange Liste anderer Erscheinungen, die sich konventionellen Methoden widersetzen wie Drogensucht, vegetative Störungen, ernsthafte und leichte Kopftraumen, Autismus, fötales Alkohol Syndrom, Unwohlsein während der Menopause und PMS, chronische Schmerzen, die Symptome von MS und Parkinson, Schlaganfälle, PTSS, wilde Hyperaktivität, Tourettes Syndrom und vieles mehr.

All dieses lässt eine große Frage aufkommen. Was ist Neurofeedback? Woher stammt es? Was sind Gehirnwellen? Wie kann ein Werkzeug so viele verschiedene Probleme ansprechen? Wie kann es sein, dass etwas das so gut funktioniert und scheinbar Wunder vollbringt nicht breiter im Einsatz ist. Die Antworten zu diesen Fragen beginnen durch das Verständnis über das 1500 gr schwere Organ, das als Gehirn bekannt ist.


Übersetzt aus dem Buch: "A Symphony in the Brain" von Jim Robbins.

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